Jean-Marie Tjibaou Kulturzentrum / Jean-Marie Tjibaou Kulturzentrum

Jean-Marie Tjibaou Cultural Center/ Renzo Piano Building Workshop

Ein Verständnis für die Entwicklung der Kanak–Kultur war ein wesentlicher Bestandteil dieses Projekts – die Vertrautheit mit der Geschichte, der Umgebung und den Überzeugungen der Kanak ermöglichte es, ein Gebäude zu entwerfen, das in diesen Kontext passt. Die enge Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, Marie-Claude Tjibaou (Witwe von Jean-Marie Tjibaou) und dem Anthropologen Alban Bensa war ein wesentlicher Bestandteil dieses Lernprozesses. Inspiriert von der tiefen Verbundenheit der Kanak mit der Natur verfolgte das Projekt zwei Hauptziele: Zum einen sollte das Talent der Kanak für das Bauen dargestellt werden, zum anderen die Verwendung moderner Materialien wie Glas, Aluminium, Stahl und moderne Lichttechnologien zusammen mit dem traditionelleren Holz und Stein. Das von RPBW entworfene Zentrum ist eine Ansammlung von ‚Hütten‘, kleinen Pavillons und baumreichen Räumen. Es liegt auf einer Landzunge namens Tina Peninsula, die auf drei Seiten von Wasser umgeben ist. Die üppige Vegetation des Geländes wird von Wegen und Pfaden durchschnitten, unter denen sich ‚Dörfer‘ befinden: Cluster von Gebäuden mit starken Verbindungen zu ihrem Kontext, deren halbkreisförmiger Grundriss offene Gemeinschaftsbereiche definiert.

photography by © Flickr user Fourrure

Die Struktur und vor allem die Funktionalität neukaledonischer Hütten wurden sowohl architektonisch als auch sozial reproduziert und angepasst. Es gibt zehn Hütten in drei verschiedenen Größen von 20 bis 28 m Höhe, die alle durch einen Fußweg miteinander verbunden sind. Innerhalb des Kulturzentrums dienen diese Hütten verschiedenen Funktionen. Die erste Gruppe umfasst Ausstellungsräume, die zweite Reihe von Hütten beherbergt Forschungsbereiche, einen Konferenzraum und eine Bibliothek. Die letzte Reihe von Hütten enthält Studios für Musik, Tanz, Malerei und Skulptur. Diese Gebäude haben eine geschwungene Form, die auf traditionelle Kanak-Konstruktionen verweist, aber hier anstelle der traditionellen gewebten Pflanzenfaser, Diese Gebäude bestehen aus Holzrippen und -lamellen: traditionelle Außenbereiche, in denen alle Vorteile moderner Technologie geboten werden. Für das Projekt wurde wartungsarmes, termitenabweisendes Iroko-Holz gewählt. Die Gebäude verfügen über ein hocheffizientes passives Lüftungssystem, das eine mechanische Klimatisierung überflüssig macht. Dank der doppelten Außenfassade zirkuliert die Luft frei zwischen den Lamellenholzschichten. Die Angelung der Öffnungen der Außenfassade wurde entworfen, um die Monsunwinde aus dem Meer, die vorherrschenden Winde, zu nutzen. Der Luftstrom wird durch verstellbare Lamellen reguliert, die sich bei leichtem Wind öffnen, um frische Luft zu ermöglichen, aber schließen, wenn die Windgeschwindigkeit zunimmt. Nach dem ersten Entwurf wurde diese einzigartige Lösung an maßstabsgetreuen Modellen in einem Windkanal getestet.

fotografie von © Flickr Benutzer Eustaquio

Projektinfo
Architekten: Renzo Piano Building Workshop
Ort: Noumea, Neukaledonien
Wettbewerb, 1991:
Designteam: A. Chaaya (verantwortlicher Architekt) mit F. Pagliani, J. Moolhuijzen, W. Vassal und O. Doizy, A. Schultz (Modelle)
Berater: A. Bensa (Ethnologe); Desvigne & Dalnoky (Landschaftsbau); Ove Arup & Partners (Struktur und Belüftung); GEC Ingénierie (Kostenkontrolle), Peutz & Associés (Akustik), Scène (Szenografie)
Vorentwurf, 1992:
Designteam: A. Chaaya, D. Rat (verantwortliche Architekten) mit J. B. Mothes A. H. Téménidès und R. Phelan, C. Catino, A. Gallissian, R. Baumgarten; P. Darmer (Modelle)
Berater: A. Bensa (Ethnologe); GEC Ingénierie (Kostenkontrolle); Ove Arup & Partner (strukturelles & MEP-Engineering-Konzept); CSTB (Umweltstudien); Agibat MTI (Struktur); Scène (Szenografie); Peutz & Associés (Akustik); Qualiconsult (Sicherheit); Végétude (Bepflanzung)
Entwurfsentwicklung und Bauphase, 1993-1998:
Designteam: D. Rat, W. Vassal (verantwortliche Architekten) mit A. El Jerari, A. Gallissian, M. Henry, C. Jackman, P. Keyser, D. Mirallie , G. Modolo, J. B. Mothes, M. Pimmel, S. Purnama, A. H. Téménidès und J.P. Allain (Modelle)
Berater: A. Bensa (Ethnologe); Agibat MTI (Struktur); GEC Ingénierie (MEP Engineering und Kostenkontrolle); CSTB (Umweltstudien); Scène (Szenografie); Peutz & Associés (Akustik); Qualiconsult (Sicherheit); Végétude (Bepflanzung); Intégral R. Baur (Unterzeichnung).
Jahr: 1998
Typ: Kulturzentrum
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Renzo Piano Building Workshop, Flickr-Nutzer Fourrure, Flickr-Nutzer xyotiogyo, Flickr-Nutzer Eustaquio, Flickr-Nutzer saturnino, Flickr-Nutzer bectrynes, Flickr-Nutzer tim-waters

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